Physiotherapie bei Migräne und starken Kopfschmerzen

Migräne gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen und ist in Deutschland weit verbreitet. Schätzungen zufolge sind bis zu 8 % aller Männer und 15 % aller Frauen betroffen. Migräne kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken. Denn die anfallsartig auftretenden Kopfschmerzen beeinträchtigen häufig die Funktions- und Leistungsfähigkeit. Dies kann sich negativ auf das Berufsleben, aber auch auf Freizeitaktivitäten und das Sozialleben auswirken. Laut Robert-Koch-Institut sind Menschen mit Migräne zudem auch häufiger von anderen Erkrankungen wie Schlafstörungen oder Depressionen betroffen.

Umso wichtiger ist es, bei zweifelsfrei diagnostizierter Migräne frühzeitig mit einer Behandlung
zu beginnen. Neben der medikamentösen Therapie kann auch die Physiotherapie durch die gezielte Behandlung von Kiefer, Halswirbeln und Akupressurpunkten dazu beitragen, die Häufigkeit, Dauer und Intensität der Migräneanfälle zu verringern.

Was versteht man unter Migräne?

Migräne ist ein Kopfschmerz, der anfallsartig in unregelmäßigen Abständen auftritt. Wie lange
ein Migräneanfall anhält, ist individuell sehr unterschiedlich: Eine einzelne Attacke kann
zwischen 4 und 72 Stunden andauern. Die Betroffenen beschreiben den dabei auftretenden Schmerz als

pulsierend, hämmernd oder bohrend, wobei die Intensität des Schmerzes bei jeder Attacke unterschiedlich ausfallen kann. Bei Bewegung und anderer körperlicher Anstrengung verstärken sich die Kopfschmerzen, die mit weiteren Beschwerden einhergehen können. Etwa 10-15 % der Betroffenen leiden an der sogenannten Migräne mit Aura. Bei dieser Form treten neben den Kopfschmerzen typischerweise Seh- und Empfindungsstörungen sowie eine Reihe andere Symptome auf, die bis zu 30 Minuten lang andauern können.

Symptome von Migräne

Das Hauptsymptom von Migräne sind starke, meist einseitig lokalisierte Kopfschmerzen, die
plötzlich auftreten. Deshalb spricht man in der Medizin auch von Migräneanfällen oder Migräneattacken. Die Kopfschmerzen bei einer Migräne lassen sich als am besten als pulsierend oder hämmernd, manchmal auch als bohrend beschreiben und können sich über die Stirn und Schläfen bis zum Bereich der Augen und auf die andere Kopfseite ausbreiten. Auf welcher Seite der Kopfschmerz beginnt, ist nicht festgelegt, sondern kann sich von Attacke zu Attacke ändern. Die Kopfschmerzen gehen häufig einher mit einer extremen Lichtscheue, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie starken Stimmungsschwankungen.

Bei der Migräne mit Aura kann es darüber hinaus zu neurologischen Ausfällen wie Schwäche oder Taubheitsgefühlen und Sehstörungen kommen. Die betroffenen Patienten sehen dabei häufig Lichtblitze, die im Zickzack über das Gesichtsfeld verlaufen oder es entstehen blinde Flecken, die sich langsam über das gesamte Sehfeld ausbreiten. Einige Patienten sehen bei einem Anfall Doppelbilder und berichten von Unsicherheiten beim Gehen oder Schwindel. Die Symptome der Aura treten meistens vor dem Eintritt der Kopfschmerzen auf, können sich mit diesen aber auch überschneiden.

Typisch für Migräne ist, dass sämtliche Symptome und Beeinträchtigungen vorübergehend sind und nach einer gewissen Zeit von selbst wieder abklingen, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen. Dies geschieht häufig während des Schlafs, der vielen Migräneattacken folgt. Die Symptome einer Migräne unterscheiden sich teilweise deutlich von anderen Kopfschmerzarten wie den Spannungskopfschmerzen, die ebenfalls zu den häufigsten Formen gehören.

Was genau sind Spannungskopfschmerzen?

Spannungskopfschmerzen sind dumpfe, drückende und pochende Kopfschmerzen, die oft beidseitig an den
Schläfen, manchmal auch an der Stirn auftreten. Viele Betroffenen vergleichen das Gefühl mit einem Ring, der sich um den Kopf legt und zudrückt und schätzen die Intensität der Schmerzen als leicht bis mittelstark ein. Spannungskopfschmerzen treten meistens in unregelmäßigen Abständen auf und können einige Minuten bis Tage andauern.

Die Kopfschmerzen werden oft von anderen Beschwerden begleitet. Dazu gehören unter anderem Nacken-
oder Schulterverspannungen, aber auch eine höhere Licht- und Lärmempfindlichkeit. Anders als bei der Migräne verstärkt sich der Spannungskopfschmerz nicht bei Bewegung oder körperlicher Anstrengung. Im Gegenteil: Bewegung an der frischen Luft trägt oft zu einer Linderung der Symptome bei.

Eignet sich Physiotherapie als Maßnahme zur Behandlung von Migräne und pochenden Kopfschmerzen?

Ja, in vielen Fällen kann die Physiotherapie – je nach Ursache und Begleitsymptomen – zur Linderung der Beschwerden bei Migräne und Spannungskopfschmerzen beitragen. Vor allem bei Verspannungen oder
Schmerzen im Bereich von Schulter von Nacken, einer eingeschränkten Beweglichkeit der Hals-/Brustmuskulatur, Blockaden, Gelenksteifigkeit oder Problemen mit dem Kiefergelenk sind physiotherapeutische Behandlungen oft hilfreich.

Welche Behandlung hier am besten geeignet ist und wie häufig und intensiv die Behandlung erfolgen sollte, hängt von dem Schmerzverhalten der Patienten ab und kann individuell stark variieren. Für einen bestmöglichen Behandlungserfolg erstellen wir Ihnen einen individuellen Behandlungsplan, der genau auf Ihre Beschwerden und Bedürfnisse zugeschnitten ist.

Wie genau Physiotherapie Abhilfe schaffen kann

Kopfschmerzen können ganz unterschiedliche Ursachen haben. An diesen Ursachen anzusetzen ist die beste Möglichkeit, um die Symptome dauerhaft zu lindern. Die Physiotherapie kann vor allem dann helfen, wenn die Kopfschmerzen die Folge von Blockaden, Verspannungen, Fehlstellungen oder Störungen des Bewegungsapparates sind. Als besonders effektiv bei der Behandlung von Migräne oder Spannungskopfschmerzen haben sich die manuelle Therapie und die Triggerpunkttherapie erwiesen.

Die Manuelle Therapie zielt darauf ab, die Funktion von Muskeln und Gelenken wiederherzustellen oder zu optimieren. Dazu kommen spezielle Handgriffe und Techniken zum Einsatz, die der Mobilisation der Strukturen dienen und die Beweglichkeit erhöhen und Schmerzen verringern sollen. Gerade Verspannungen der Hals-, Brust-, Nacken- und Schultermuskulatur können Schmerzen verursachen, die bis in den Kopf ausstrahlen. Aber auch Probleme mit dem Kiefergelenk haben nicht selten Kopfschmerzen zur Folge. Mithilfe der Manuellen Therapie lassen sich Blockaden lösen und damit eine häufige Ursache (oder Begleiterscheinung) der Kopfschmerzen beseitigen.

Die Wirksamkeit der Manuellen Therapie zur Behandlung von Kopfschmerzen wurde auch wissenschaftlich
bestätigt. Italienische Forscher berichten in einer aktuellen Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2019,
dass die Manuelle Therapie bei Kopfschmerzpatienten zu signifikant besseren Ergebnissen führt als eine medikamentöse Behandlung oder Placebo. Das zeigte sich für Migräne-Patienten ebenso wie für Patienten mit Spannungskopfschmerzen [1].

Eine Variante ist die Triggerpunkttherapie. Triggerpunkte sind lokal begrenzte Muskelverkrampfungen, die Schmerzen verursachen. Dabei muss der Schmerz jedoch nicht unbedingt direkt am Triggerpunkt liegen, sondern kann ausstrahlen und an einem weiter entfernten Ort (z. B. Kopf) auftreten.

Auch diese Behandlung zielt darauf ab, Verhärtungen in der Muskulatur und dem umliegenden Bindegewebe zu lockern und dadurch die Durchblutung zu verbessern und Schmerzen zu lindern. Dazu werden die Triggerpunkte gezielt behandelt, was zunächst Schmerzen verursacht, die jedoch mit dem Rückgang des Triggerpunktes nachlassen.

Mit speziellen Übungen können Sie bestimmte Triggerpunkte sogar selbst behandeln, zum Beispiel mit einem Ball wie unserem PhysioBob an der Wand oder auf dem Boden. Gerne zeigen wir Ihnen entsprechende Übungen, damit Sie auch außerhalb der Behandlungen den Kopfschmerzen vorbeugen bzw. diese lindern können.

Darüber hinaus können Sie die physiotherapeutische Behandlung der Migräne bzw. Kopfschmerzen auch
durch bestimmte Entspannungstechniken unterstützen.

Welche Entspannungstechniken können sinnvoll sein?

Stress gehört zu den häufigsten Auslösern von Migräne. Die Vermeidung von Stress gilt daher als eine der wichtigsten Maßnahmen, um Migräneanfälle zu verhindern. Zu den bekanntesten und effektivsten Entspannungstechniken gehört die sogenannte Progressive Muskelrelaxation.

Die Progressive Muskelrelaxation nutzt den Wechsel von Anspannung und Entspannung, um die Muskulatur
effektiv zu lockern. Dabei werden verschiedene Muskelgruppen in einer bestimmten Reihenfolge beansprucht. Positiver Nebeneffekt: Die gezielte Anspannung fördert die Durchblutung, was viele als sehr angenehmes Gefühl beschreiben. Die Progressive Muskelrelaxation ist leicht zu erlernen und kann überall angewendet werden.

Auch Yoga gilt als gute Entspannungstechnik, die Migräne und andere Kopfschmerzen lindern kann, was
auch in wissenschaftlichen Studien beobachtet wurde [2, 3]. Als besonders hilfreich gilt die tiefe Bauchatmung, die Schulterbrücke oder der herabschauende Hund. Zusammen mit speziellen Atemübungen

und Meditation können diese und andere Yogaübungen die Flexibilität und Koordination der Muskulatur verbessern, Gedanken ordnen, Ängste reduzieren und Stress abbauen.

Darüber hinaus können auch andere Entspannungsmethoden wie Autogenes Training, Tai-Chi oder Biofeedback die Symptome lindern. Welche Technik am besten geeignet ist, ist individuell sehr unterschiedlich, deshalb ist Ausprobieren ausdrücklich erwünscht.

Drei gezielte, entkrampfende Übungen gegen Migräne

Migräne-Patienten oder Personen mit Spannungskopfschmerzen leiden häufig unter Muskelverspannungen. Mit ein paar relativ einfachen Übungen lassen sich diese Verspannungen lockern
und damit möglicherweise die Entstehung der Kopfschmerzen verhindern. Die folgenden gezielt entkrampfenden Übungen erfordern keine Vorkenntnisse oder Hilfsmittel und lassen sich jederzeit und überall durchführen.

Übung 1

Setzen Sie sich entspannt, aber mit aufrechtem Oberkörper auf einen Stuhl. Drehen Sie den Kopf um ca. 45° nach rechts und ziehen Sie die rechte Schulter herunter. Legen Sie Ihre linke Hand leicht schräg auf den Hinterkopf über dem rechten Ohr und bewegen Sie Ihr Kinn etwas nach unten in Richtung Kehlkopf. Ziehen Sie Ihren Kopf mit der linken Hand leicht schräg nach links vorne und halten Sie diese Dehnung für etwa 2 Minuten. Atmen Sie dabei ruhig und tief. Anschließend wechseln Sie auf die linke Nackenseite.

Übung 2

Stellen Sie sich in aufrechter Position hin und falten Sie die Hände hinter Ihrem Rücken. Schieben Sie den Kopf nach hinten, als würden Sie ein Doppelkinn machen möchten, und ziehen Sie beide Schultern dann zurück – so weit es möglich ist. Diese Position halten Sie für einige Sekunden, dann entspannen Sie sich. Wiederholen Sie diese Übung mindestens fünf Mal.

Übung 3

Setzen oder stellen Sie sich entspannt hin. Legen Sie eine Hand an die Stirn, die andere an den Unterkiefer. Öffnen Sie den Mund und drücken den Kiefer sanft nach rechts, während Sie die Hand an der Stirn in die andere Richtung (links) drücken. Halten Sie die Übung einige Sekunden, dann lassen Sie los. Wiederholen Sie sie mehrmals.

fuessiotherapie – Ihre Physiotherapiepraxis in Berlin zur Behandlung von Migräne

Sie leiden unter Migräne, die durch Probleme des Muskel- bzw. Bewegungsapparates verursacht wird? Dann sind wir genau der richtige Ansprechpartner für Sie. Vereinbaren Sie jetzt einen Termin in unserer Privatpraxis für Physiotherapie in Schmargendorf und lassen Sie sich von uns unverbindlich

zu möglichen Behandlungen beraten.

Als Heilpraktiker für Physiotherapie dürfen wir Sie auch ohne ärztliche Verordnung behandeln. Dennoch empfehlen wir Ihnen, anhaltende oder immer wiederkehrende Kopfschmerzen ohne ersichtlichen
Grund zunächst von Ihrem Hausarzt oder einem Facharzt abklären zu lassen, um andere Auslöser sicher ausschließen zu können..

Gerne beraten wir Sie über physiotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten, mit denen sich die Beschwerden einer Migräne lindern lassen. Vereinbaren Sie hierzu einfach einen Termin in unserer Praxis in Schmargendorf. Sie erreichen uns telefonisch oder per E-Mail. Sie können aber auch einfach unsere Online-Termin-Vergabe nutzen.

Referenzen:
[1] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31401702/
[2] https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2774130 [3] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33531761/

Symptome:

  • Starke, meist einseitige Kopfschmerzen
  • Lichtscheue
  • Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen
  • Neurologische Ausfälle/ Aura, bis hin zum Erbrechen
  • Stimmungsschwankungen
  • Appetitlosigkeit
  • Schwindel

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