Was ist ein Hexenschuss und wie erkennt man ihn?

Definition und Symptome eines Hexenschusses

Eine Geschäftsfrau, die in einem Büro steht und ihren unteren Rücken vor Schmerzen hält.

Was ist ein Hexenschuss und wie erkennt man ihn? Symptome und Behandlung.

Als Hexenschuss bezeichnet man akut einsetzende Muskelverspannungen, die meist im Lendenwirbelsäulenbereich auftreten und benachbarte Strukturen beeinflussen können. Dadurch können teilweise heftige, stechende Schmerzen in diesem Gebiet auftreten, sodass die aufrechte Körperhaltung nur mit Mühe gelingt, oder manche Betroffene sich gar nicht mehr richtig aufrichten können. Die durch Schmerzen eingeschränkte Beweglichkeit hat meist eine schmerzvermeidende Schonhaltung zur Folge, welche zu weiteren Verspannungen oder Reizungen einzelner Strukturen führen kann. Deshalb gilt es, diesen Teufelskreis möglichst schnell zu durchbrechen und sich in fachkundige Hände zu begeben.

Der in der Fachsprache auch als Lumbago bezeichnete Hexenschuss hat in der Regel keinen direkten Zusammenhang mit den Bandscheiben oder dem Ischiasnerv und ist durch entsprechende Maßnahmen gut zu behandeln. Bei Kribbeln oder Taubheitsgefühlen sowie Lähmungserscheinungen in den Beinen oder Harn- und Darmfunktionsstörungen gibt es möglicherweise eine Beteiligung der Bandscheiben. Darüber kann ein bildgebendes Verfahren wie zum Beispiel ein MRT oder CT Aufschluss geben. In jedem Fall solltest du dich einer Untersuchung durch fachkundiges Personal unterziehen, um eine gesicherte Diagnose zu erhalten.

Ursachen und Risikofaktoren für einen Hexenschuss

Auslöser für einen Hexenschuss sind oftmals alltägliche Bewegungen wie zum Beispiel das Aufstehen aus dem Bett, vom Stuhl oder der Couch sowie Bücken, schweres Heben oder Drehbewegungen. Auch durch starke, lang anhaltende Zugluft kann ein Hexenschuss ausgelöst werden. Ursache sind meist vorangegangene Belastungen auf die entsprechend betroffene Muskulatur, welche danach nicht ausreichend Erholungszeit bekommen hat. Der Körper hat es nicht geschafft, ausreichend zu regenerieren und die vorbelasteten Muskeln halten dann der Belastung nicht stand.

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Zu den Risikofaktoren gehören auch eine geringe Belastbarkeit der Rücken- und Bauchmuskulatur sowie allgemeiner Bewegungsmangel beziehungsweise Mangel an regelmäßiger körperlicher Aktivität. Weitere begünstigende Faktoren sind auch starke Müdigkeit und Stress. Diese Verspannungen können umliegende Strukturen in ihrer Funktion beeinträchtigen und so zum Beispiel Wirbelgelenke blockieren oder auch das Iliosakralgelenk in seiner minimalen Beweglichkeit stören. Außerdem können Nerven an der Wirbelsäule gereizt werden durch Blockaden oder Verspannungen, wodurch die typischen starken Schmerzen ausgelöst werden können. Wichtig ist an dieser Stelle nochmal zu erwähnen, dass eine Blockade eines oder mehrerer Segmente nicht gleichzusetzen ist mit einer Verschiebung, also einer Luxation oder Subluxation eines Segments.

Früherkennung und Prognose

Ein Hexenschuss tritt häufig plötzlich auf, was eine frühzeitige Erkennung erschwert. Daher ist es besonders wichtig, präventiv den Rücken zu stärken und die Beweglichkeit zu fördern. Regelmäßige Übungen können hierbei hilfreich sein. Ein akuter Hexenschuss kann in vielen Fällen durch geeignete Behandlung innerhalb weniger Tage deutlich gelindert werden, sodass die Beweglichkeit verbessert wird. Es ist wichtig, sich in fachkundige Hände zu begeben und ärztlichen Rat einzuholen

Erste Hilfe bei einem Hexenschuss

Sofortmaßnahmen zur Schmerzlinderung

Zur sofortigen Linderung der Schmerzen nach einem Hexenschuss können verschiedene Maßnahmen beitragen, wie z.B. die Stufenlagerung oder sanfte Mobilisationsübungen. Ein Physiotherapeut kann gezielte Empfehlungen geben. Diese Ausgangsstellung entlastet die Wirbelsäule und die betroffene Muskulatur. Eine Schonhaltung sollte vermieden werden, um weitere Verspannungen zu verhindern. Kurzfristige Linderung können bei starken Schmerzen auch Schmerzmittel verschaffen. Besonders im akuten Stadium kann dies sinnvoll sein, um die Schonhaltung so gering wie möglich zu halten. Konsultiere hierzu deinen Arzt für eine angemessene Medikation.

Als erste gezielte Bewegungen eignen sich sanfte Mobilisationsübungen für die Wirbelsäule, das Becken und die Hüfte. Falls möglich, sind auch kurze Spaziergänge eine gute Methode, um die Durchblutung in diesen Bereichen zu fördern.

Schonhaltung und Vermeidung plötzlicher Bewegungen

Um den Schmerzen auszuweichen, nimmt dein Körper automatisch eine schmerzvermeidende Schonhaltung ein, beim Hexenschuss ist es meist die Beugung des Oberkörpers nach vorne. Durch diese nach vorne gebeugte Haltung erhöht sich jedoch der Zug auf die dorsale (rückenseitige) muskuläre Kette, besonders im Bereich der Lendenwirbelsäule. Schonhaltungen begünstigen die Verkrampfung und verzögern dadurch den Heilungsprozess. Durch eine erfolgreiche Schmerzbehandlung kannst du den Kreislauf aus Schmerzen, der daraus resultierenden Schonhaltung und der eingeschränkten Beweglichkeit durchbrechen. Die Dauer des Hexenschusses ist dadurch bedeutend verkürzt und du kannst schneller in deinen gewohnten Alltag zurückkehren.

Atemtechniken zur Entspannung der Muskulatur

Atemübungen zählen zu den simplen und sehr effektiven Entspannungstechniken, denn sie stimulieren damit deinen Vagusnerv, welcher viele wichtige Funktionen unseres Körpers beeinflusst. Der Vagusnerv ist der zehnte unserer zwölf Hirnnerven, Hauptnerv unseres parasympathischen Nervensystems und verläuft vom Gehirn über den Hals bis zum Bauchraum. Dadurch beeinflusst er unter anderem das Herz-Kreislauf-System, reguliert die Verdauung, das Immunsystem und liefert dem Gehirn sensorische Informationen von Organen im Brust- und Bauchraum. Das parasympathische Nervensystem hat eine beruhigende, dämpfende Wirkung auf unseren Körper. Bei Aktivierung des Parasympathikus kann der Körper regenerieren, Nahrung verdauen, Nährstoffe aufnehmen sowie allgemein Stress abbauen und sich entspannen. Dadurch kann sich auch die Muskulatur besser entspannen und die allgemeine Grundspannung im System lässt nach.

Bei den Atemübungen solltest du eine angenehme Ausgangsstellung einnehmen, um tiefe und lange Atemzüge nehmen zu können. Dabei kannst du versuchen, die Atmung in Richtung Bauchraum zu lenken. Die Einatmung sollte geräuschlos über die Nase erfolgen und die Ausatmung über den Mund vollzogen werden. Während der Ausatmung können verschiedene Geräusche dabei helfen, den Vagusnerv noch mehr zu stimulieren und dadurch mehr Entspannung hervorzurufen. Als Beispiel sei hier die Brahmari-Atmung genannt, bei der du summend wie eine Biene ausatmest und so ein angenehmes Vibrieren durch deinen Körper geht.

Eine weitere Methode ist die Dehnlagerung mit vertiefter Atmung in das betroffene Gebiet, um die Dehnung in diesem Bereich besonders zu spüren. Bei einseitigen unteren Rückenschmerzen hilft vor allem die Halbmondlagerung und das vertiefte Atmen in die geöffnete Körperhälfte. In der bereits genannten Stufenlagerung, welche besonders beim Hexenschuss im Lendenwirbelsäulenbereich hilfreich ist, kannst du versuchen, deinen Atem in den unteren Rücken zu lenken und zu spüren, wie du in diesem Bereich bei der Einatmung mehr Kontakt zur Unterlage bekommst. Dieser Kontakt darf sich bei der Ausatmung wieder etwas lösen, wobei ein leichtes Kippen und Aufrichten des Beckens zum Atemrhythmus das Ganze verstärken kann.

Die richtige Körperhaltung und Bewegung nach einem Hexenschuss

Im Falle eines Hexenschusses sollte die normale aufrechte Körperhaltung das Ziel sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass du permanent kerzengerade stehen oder sitzen musst. Vielmehr kommt es auf abwechslungsreiche Körperhaltungen an, denn die Strukturen unseres Körpers verschleißen schneller bei einseitiger Belastung. Wichtig ist auch, eine gute Kontrolle über Becken und Schultergürtel zu haben sowie Gewichtsverlagerungen in verschiedene Richtungen kontrollieren zu können. Wenn du unter starken Schmerzen leidest, sind diese Fähigkeiten möglicherweise eingeschränkt und eventuell auch durch eine schmerzvermeidende Schonhaltung beeinflusst. Diese Einschränkungen sind beim Hexenschuss nur temporär und verschwinden, sobald sich die Schmerzsituation auflöst.

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Deshalb ist die richtige Körperhaltung eine, die sich für dich gut anfühlt und möglichst wenig Schmerzen verursacht. Versuche, deine Körperhaltung bewusst wahrzunehmen, also zum Beispiel, wo sich dein Becken im Verhältnis zu deinem Schultergürtel befindet. Steht dieser ungefähr im Lot über dem Becken oder viel weiter vorne, hinten oder auch seitlich? Ein Spiegel kann dabei auch hilfreich sein, um die Körperhaltung mit Hilfe optischer Kontrolle zu verändern. Dabei kommt es nicht darauf an, direkt die perfekte Körperhaltung einzunehmen, sondern vielmehr die Körperwahrnehmung zu schulen.

Empfehlungen für schonende Bewegungen

Allgemein wichtig für schonende Bewegungen ist, dass diese im schmerzfreien Bereich stattfinden und nicht über deine individuelle Schmerzgrenze hinausgehen. Um schmerzadaptierte und schonende Bewegungen auszuführen, solltest du die Bewegungen zunächst so langsam wie nötig ausführen, um dich mit Achtsamkeit an deine individuelle Schmerzgrenze heranzutasten. Unterhalb der Schmerzgrenze zu bleiben ist wichtig, um das Nervensystem nicht weiter zu reizen, sondern eine Anpassung des Körpers zu erzielen und eine Entspannung hervorzurufen. Ein leichtes Ziehen oder Zwicken, welches auf der Schmerzskala (VAS 0-10) maximal eine 3-4 darstellt und für dich tolerierbar ist, sollte noch keinen Anlass zum Abbruch einer Übung geben.

Schonende Bewegungen sind zum Beispiel in Rückenlage die Beine angewinkelt zu den Seiten pendeln lassen oder die Beine ausgestreckt hinzulegen und die Fersen im Wechsel nach unten rauszuschieben. Ein weiteres Beispiel ist in Bauchlage über einen Unterarm- oder Armstütz den Oberkörper nach oben zu stützen und somit die Wirbelsäule zu überstrecken. Auch hier wird wieder ausschließlich im schmerzarmen Bereich gearbeitet.

Tipps für das Aufstehen und Hinlegen ohne Schmerzen

In der akuten Phase ist es hilfreich, eine rückenschonende Technik zu nutzen, um aus einer liegenden Position aufzustehen oder sich hinzulegen. Um vom Stand in eine Liegeposition zu kommen, setze dich zunächst auf die Unterlage, welche im optimalen Fall die gleiche Höhe wie deine normale Sitzposition hat. Lege dich dann langsam (ohne Drehung und Neigung) über einen seitlichen Armstütz auf die Seite und ziehe dabei deine angewinkelten Knie mit auf die Unterlage hoch. Anschließend kannst du dich „on Block“ (ohne Drehung und Neigung) auf den Rücken drehen. Gleiches gilt in umgekehrter Reihenfolge für das Aufstehen aus der Rückenlage in den Stand.

Wärme vs. Kälte: Was ist besser bei einem Hexenschuss?

Traditioneller Ansatz: Warum Wärme oft bevorzugt wird

Viele Menschen greifen intuitiv zu Wärme, weil sie als angenehm empfunden wird und kurzfristig die Muskeln entspannt. Bei akutem Faszienschmerz ist Wärme jedoch nicht zu empfehlen, denn durch Wärme werden Entzündungsprozesse weiter verstärkt und es sammelt sich noch mehr Flüssigkeit an. Auch die Bildung von Fibroblasten (ein Hauptbestandteil des Bindegewebes) ist dadurch verstärkt. In Verbindung mit der vermehrten Flüssigkeitsansammlung durch die Entzündung neigt dieses angelagerte Bindegewebe zu Verklebungen und Vernarbungen, was wiederum zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann. Besonders beim Bandscheibenvorfall oder auch Hexenschuss kommt es in der Regel zu entzündlichen Prozessen in diesem Gebiet, weshalb wir von großflächigen Wärmebehandlungen abraten und dir die Kältetherapie empfehlen.

Mögliche Vorteile der Kältetherapie bei akuten Rückenschmerzen

Die Behandlung von Schmerzen durch Kälte hat eine sehr lange geschichtliche Tradition, die bis ins antike Ägypten zurückreicht. Schon damals wurden schmerzhafte Zustände mit kalten Kompressen behandelt, obwohl die Wirkmechanismen von Kälte noch nicht so klar zu beschreiben waren wie heutzutage.

Wenn du dich frisch verletzt hast, wirst du instinktiv wahrscheinlich eher zu etwas Kühlendem als zu etwas Wärmendem greifen und das ist auch vollkommen richtig so. Kälte verengt zunächst die Blutgefäße, wodurch eine weitere Schwellung im Gewebe verhindert wird und die fortlaufende Entzündungsreaktion gestoppt ist. Nach der Kälteanwendung reagiert die Muskulatur mit Entspannung und einer gesteigerten Durchblutung. Zudem verlangsamt Kälte die Schmerzweiterleitung an das Gehirn und lindert dadurch deinen akuten Schmerz.

Die Wirkungen der Kältetherapie können in der Physiotherapie genutzt werden, indem sie mit Bewegungsübungen oder passiven Bewegungsformen kombiniert werden. Ein Physiotherapeut kann hierzu spezifische Empfehlungen geben. Durch Senkung der Spannung in der Muskulatur und verminderte Schmerzen erweitert sich das Bewegungsausmaß (bei vorheriger Bewegungseinschränkung), wodurch du noch effektiver therapiert werden kannst.

Anwendung von Kälte: So funktioniert es richtig

Um die Anwendung möglichst einfach, effektiv und ohne Nebenwirkungen zu gestalten, sollten gewisse Dinge beachtet werden. Prinzipiell sollte die Sensibilität im Anwendungsgebiet geprüft werden, zum Beispiel mittels eines kalten und eines warmen Schwamms, um eine Sensibilitätsstörung ausschließen zu können.

Wenn du mit Kühlpads und trockenen Kompressen kühlst, sollte immer ein Teil der Kompresse zwischen Kühlpad und Haut liegen, um Gefrierbrand zu vermeiden. Zudem sollte das Zeitintervall, in welchem du kühlst, zwischen 15 und 30 Minuten lang sein. Zwischen den Kühlungsphasen sollten etwa 5-10 Minuten Pause gemacht werden. Dieser Vorgang kann mehrmals am Tag erfolgen und richtet sich in seiner Intensität nach deinen Symptomen und der Verträglichkeit.

Eine Möglichkeit der nassen Kälteanwendung direkt auf der Haut ist der Eislolli, denn dieser ist besonders effektiv, wenn es darum geht, die Temperatur des Gewebes möglichst schnell zu senken. Durch das entstehende Schmelzwasser auf der Haut wird die Wärme noch schneller abgeleitet, wodurch Schmerzen noch schneller gestillt werden können. Dabei sollte der Eislolli kreisend über das Behandlungsgebiet gestrichen werden, ohne zu lange auf einer Stelle zu verharren. Umliegende Hautareale werden durch ein Handtuch geschützt, um mögliche Unterkühlungen zu vermeiden.

Die altbewährte Methode der schonenden und längerfristigen Kühlung ist das Kühlen mit Quarkkompressen. Quark hat die Fähigkeit, eine dezente Kälte über längeren Zeitraum abzugeben und wirkt zudem entzündungshemmend. Bestreiche das betroffene Areal mit Quark und wickle eine nasse Kompresse darum. Es dürfen dabei keine offenen Wunden in diesem Areal liegen, denn diese würden sonst aufweichen. Die Quarkkompressen können dabei so lange auf der Haut bleiben, bis der Quark anfängt zu trocknen und keine Kühlung mehr abgibt.

Zu den indirekten Anwendungsformen zählt die Kältekammer, welche besonders von Sportlern genutzt wird, um schneller und besser zu regenerieren. Diese Anwendungsform ist bei akutem Hexenschuss nicht das Mittel der Wahl, eignet sich aber vor allem bei chronischen Schmerzen, Arthrosen oder auch Fibromyalgie. Patienten berichten von Schmerzlinderung, Verbesserung der Gelenkfunktion und sogar besserem Schlaf und weniger Kreislaufstörungen.

Langfristige Behandlung und Prävention von Hexenschuss im unteren Rücken

Zunächst gibt es drei verschiedene Arten der Prävention, über die wir kurz aufklären und im Anschluss den Bezug zum Hexenschuss herstellen möchten.

Präventionsarten

Die Primärprävention wird vor dem Eintreten einer Krankheit betrieben und soll zur Vermeidung von Krankheiten dienen. Dazu zählt zum Beispiel das Impfen oder allgemeines Krafttraining, aber auch ein gesunder Lebensstil. Im Frühstadium einer Erkrankung wird Sekundärprävention betrieben, um das weitere Voranschreiten der Erkrankung zu vermeiden. Dazu zählen alle Vorsorgeuntersuchungen, zum Beispiel gegen Herzkreislauferkrankungen, die aufgrund von bekannten Risikofaktoren durchgeführt werden.

Bei einer manifestierten Krankheit dient die Tertiärprävention dazu, das Eintreten oder Fortschreiten von Komplikationen zu verhindern. Im Prinzip ist in Bezug auf den Hexenschuss nur eine primäre und tertiäre Prävention möglich, also bevor oder nachdem der Hexenschuss aufgetreten ist, weil eine Früherkennung durch Vorsorgeuntersuchung ausgeschlossen ist.

Primäre Maßnahmen zur Vermeidung von einem Hexenschuss

Primäre Maßnahmen zielen darauf ab, die Funktionsfähigkeit und Belastbarkeit deines Körpers zu erhalten oder zu verbessern. Dazu zählt zum Beispiel die Ergonomie am Arbeitsplatz, ein gesunder Lebensstil, der unter anderem Kraft- und Mobilitätstraining beinhaltet, aber auch Entspannungsmethoden, um Stress abzubauen und den Körper zu entspannen. Genauso wichtig wie regelmäßige Belastungen sind die Ruhephasen zwischendurch, sodass dein Körper ausreichend regenerieren kann.

Sekundäre Maßnahmen zur Verhinderung des Fortschreitens eines Hexenschusses

Obwohl Sekundärprävention in Bezug auf Hexenschuss weniger relevant ist, können frühzeitige Maßnahmen nach den ersten Anzeichen von Rückenschmerzen helfen, das Fortschreiten zu verhindern. Dazu zählen unter anderem gezielte physiotherapeutische Übungen, die darauf abzielen, die Rückenmuskulatur zu stärken und Fehlhaltungen zu korrigieren. Ebenso kann eine professionelle Beratung zur Anpassung ergonomischer Arbeits- und Lebensbedingungen dazu beitragen, das Risiko eines chronischen Verlaufs zu minimieren.

Tertiäre Maßnahmen bei manifestiertem Hexenschuss

Wenn sich bereits ein Hexenschuss manifestiert hat, kannst du durch die folgenden Abschnitte über den Umgang mit akuten Schmerzen erfahren, wie du einer Verschlechterung des Zustands präventiv entgegenwirken kannst.

Eine effektive Schmerzbewältigung beinhaltet die Anwendung von Wärmetherapie, wie Wärmepackungen oder warme Bäder, um verspannte Muskeln zu lockern. Physiotherapie und gezielte Übungen können helfen, die Rückenmuskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern. Auch Medikamente zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung können, nach ärztlicher Rücksprache, eingesetzt werden.

Des Weiteren ist es wichtig, sich über langfristige Maßnahmen zur Verbesserung der Körperhaltung und zur Vermeidung zukünftiger Vorfälle zu informieren. Dies kann durch ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz und im Alltag, regelmäßige körperliche Aktivität sowie durch das Erlernen und Anwenden von Entspannungstechniken erreicht werden.

Was tun bei einem Hexenschuss? – Detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung

Viele Patienten, die zum allerersten Mal einen Hexenschuss bekommen, sind oft überrascht bzw. überfordert mit den plötzlich auftretenden starken Schmerzen und gehen zum Arzt oder in die Notaufnahme. Bei zunehmenden Schmerzen, Taubheitsgefühlen oder Lähmungserscheinungen empfehlen wir auch, umgehend einen fachkundigen Arzt zu konsultieren. Andernfalls gibt es medizinisch gesehen keinen Grund zur Sorge, denn es besteht die Möglichkeit, durch erprobte „Hausmittel“ und spezifische Übungen das Problem zunächst selbst in den Griff zu bekommen. Dazu zählen die Kälteanwendungen, um die Entzündung und die Schmerzen zu lindern, die Stufenlagerung zur kurzfristigen Entlastung der Muskulatur und leichte Bewegung. Vermeide unbedingt langes Liegen oder Sitzen, denn Bewegung und normale Alltagsaktivitäten wirken sich positiv auf die Blockade aus.

Bei starken Schmerzen, die die Beweglichkeit einschränken, können entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen helfen. Diese sollten jedoch nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden.

Akute Phase: Wie man den Schmerz in den ersten Stunden lindert

In der akuten Phase ist es besonders wichtig, die Entstehung weiterer Schmerzen zu vermeiden und die bestehenden Schmerzen in den Griff zu bekommen. Dazu kannst du unter anderem selbst in deinen Körper hineinhören, um möglicherweise herauszubekommen, was in dieser Situation gut tut und gebraucht wird.

Im Folgenden listen wir verschiedene Maßnahmen auf, die sich im Umgang mit akuten Schmerzen bewährt haben. Die Kältetherapie wirkt schmerzlindernd und regt gleichzeitig den Zellstoffwechsel und die Durchblutung an. Außerdem wirkt Kälte entzündungshemmend und verhindert somit eine Verschlechterung der Symptomatik. Die Kälte kannst du in Rückenlage applizieren, am besten in der Stufenlagerung mit hochgelagerten Unterschenkeln, um die Muskulatur des Rückens für einen Moment zu entlasten.

Stufenlagerung bei Hexenschuss

Frau liegt in der Stufenlagerung auf dem Rücken mit den Beinen auf einem Hocker, um Schmerzen bei einem Hexenschuss zu lindern.

Stufenlagerung zur Linderung von Schmerzen bei einem Hexenschuss.

Versuche, die Ruhephasen lieber öfter für kurze Zeit einzusetzen und zwischendurch mit Mobilisationsübungen in Bewegung zu bleiben. Von Bettruhe raten wir dringend ab, denn dadurch können die bestehenden Verspannungen sich noch weiter ausbreiten. Weiterhin besteht die Möglichkeit der Einnahme oder Injizierung von entzündungshemmenden Analgetika, um akute Schmerzen zunächst zu lindern.

Nachsorge: Schritte zur vollständigen Genesung

Bei der Nachsorge eines Hexenschusses unterstützen wir gerne mit allen verfügbaren Mitteln der Physiotherapie.

Techniken der Manuellen Therapie können zur Linderung von Schmerzen beitragen und den Weg für schonende Bewegungen ebnen. Eine individuelle Beratung durch einen Physiotherapeuten ist hierbei empfehlenswert. Zusätzlich könnte eine medizinische Lasertherapie den Heilungsprozess unterstützen und möglicherweise beschleunigen.

Wenn die akute Schmerzphase überstanden ist, geben wir dir gerne ein Repertoire an geeigneten Übungen mit auf den Weg, um dich präventiv für die Zukunft zu stärken und vor wiederkehrenden Schmerzen zu schützen. Zusätzlich erhältst du Tipps für den Alltag, denn oft sind es die kleinen schädlichen Gewohnheiten, die über längeren Zeitraum zu Problemen führen können.

Vorbeugende Maßnahmen gegen Hexenschuss

Um einem Hexenschuss vorbeugen zu können, solltest du deine Wirbelsäule beweglich halten und deine Rückenmuskulatur gezielt stärken. Besonders geeignet sind Übungen, die den Rückenstrecker, die Rumpfmuskulatur und die Gesäßmuskulatur kräftigen, zum Beispiel durch Kreuzheben oder Hip Hinges. Dabei sollte das verwendete Zusatzgewicht an dein Leistungsniveau angepasst sein. Aber auch die kleinen Muskeln, welche die Wirbelkörper übereinander aufrichten, sollten gekräftigt werden, um die Wirbelsäule zu stabilisieren. Dafür eignen sich Übungen wie der Jefferson Curl, welcher zu Beginn auch ohne Zusatzgewicht anspruchsvoll genug sein kann.

Kreuzheben

Hip Hinge

Jefferson Curl

 

Ergonomische Tipps für den Alltag und das Arbeitsleben

Achte auch im Alltag auf deine Körperhaltung, also vor allem beim Sitzen nicht zu lange in einer Position zu verharren und die Sitzperioden durch Aufstehen und Gehen zu unterbrechen. Bei sitzender Tätigkeit sollte dein Arbeitsplatz ergonomisch auf dich eingestellt sein, wenn möglich halte dir die Option eines Steharbeitsplatzes offen, sodass du deine Körperhaltung beim Arbeiten einfach verändern kannst.

Neben einem gut eingestellten Arbeitsplatz sind auch die Matratze und das Kissen, auf dem du schläfst, entscheidende Faktoren, die zu einem gesunden, erholsamen Schlaf beitragen und Rückenschmerzen vorbeugen können. Ein effektives Stressmanagement kann dazu beitragen, Schmerzen durch Überlastung vorzubeugen. Techniken zur Stressbewältigung sollten in den Alltag integriert werden, um langfristige Vorteile für die Rückengesundheit zu erzielen.

Langfristige Strategien zur Stärkung der Rückenmuskulatur und Verbesserung der Flexibilität

Um langfristig schmerzfrei und belastbar zu sein und einen funktionsfähigen Körper zu haben, ist es notwendig, regelmäßig ein ausgewogenes Training in den Alltag zu integrieren, welches sich aus verschiedenen Bausteinen zusammensetzt.

Dabei steht an erster Stelle das Krafttraining, welches besonders Muskulatur, Sehnen und Knochen stärkt. Das Krafttraining bietet einen gesicherten Rahmen, um sich kontrolliert erhöhten Belastungen auszusetzen und dadurch perspektivisch auch eine erhöhte Belastbarkeit im Alltag zu erreichen. Dadurch entstehen Reizzustände seltener und die genannten Strukturen (Muskeln, Sehnen, Knochen) sind weniger anfällig für Verletzungen.

Die klassischen 5 Übungen für eine starke Rumpfmuskulatur

Ein weiterer Baustein ist das Mobilitätstraining, welches den Schwerpunkt auf die Beweglichkeit der Gelenke legt, auch im Zusammenspiel mit den anliegenden Muskeln, Sehnen und Bändern. Dabei geht es vor allem darum, die aktive Range of Motion (AROM) zu erweitern oder zu erhalten, also die Gelenkbeweglichkeit, welche du aktiv aus der eigenen Muskulatur bewerkstelligen kannst, ganz ohne Hilfsmittel. Die aktive Range of Motion ist in der Regel immer geringer als die passive Range of Motion, welche man zum Beispiel beim statischen Dehnen in einer tiefen Position erreicht. Besonders Gelenke wie zum Beispiel das Knie, die Hüfte oder die Schulter werden im Alltag selten bis an das Bewegungsende bewegt und können deshalb schneller verschleißen. Der Knorpel und die Gelenkflüssigkeit im Gelenk werden vor allem durch Bewegungen erhalten und sind deshalb darauf angewiesen, dass wir unsere Strukturen angemessen belasten.

Der dritte und auch sehr entscheidende Bestandteil ist das Einhalten von Ruhephasen zwischen den Trainingseinheiten. Dazu zählt eine ausgewogene Ernährung, guter und erholsamer Schlaf und ein adäquates Stressmanagement im Alltag. Diese Ruhephasen benötigt dein Körper, um zu regenerieren und Mini-Reparaturen vorzunehmen und um sich den neu gesetzten Belastungen anpassen zu können. Wenn nach einer intensiven Trainingseinheit direkt die nächste folgt und das mehrfach hintereinander, erhöht sich das Verletzungsrisiko signifikant.

Fazit

Ein Hexenschuss ist eine plötzlich auftretende, schmerzhafte Muskelverspannung im Lendenwirbelbereich, die Betroffene erheblich beeinträchtigen kann. Die Symptome können durch einfache alltägliche Bewegungen ausgelöst werden und führen häufig zu einer Schonhaltung, die den Heilungsprozess verlängern kann. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, sind schnelle und effektive Maßnahmen wie die richtige Lagerung, gezielte Bewegungen und Schmerztherapien essentiell.

Langfristig ist es wichtig, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um die Funktionsfähigkeit und Belastbarkeit des Rückens zu verbessern. Dazu gehören ein gesunder Lebensstil, ergonomische Anpassungen im Alltag und regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere Kraft- und Mobilitätstraining. Ebenso sind Ruhephasen und ein gutes Stressmanagement entscheidend, um Überlastungen und daraus resultierende Schmerzen zu vermeiden.

Durch die Kombination dieser Ansätze kannst du nicht nur die akuten Beschwerden eines Hexenschusses effektiv behandeln, sondern auch nachhaltig vorbeugen, um zukünftige Rückenschmerzen zu minimieren. Indem du auf die Signale deines Körpers hörst und präventive Maßnahmen in deinen Alltag integrierst, kannst du langfristig eine stabile und gesunde Rückenmuskulatur aufbauen.

FAQ zum Thema Hexenschuss

1. Was ist ein Hexenschuss und welche Symptome treten auf?

Ein Hexenschuss, auch als Lumbago bezeichnet, ist eine plötzlich auftretende Muskelverspannung im unteren Rückenbereich. Die Symptome umfassen starke, stechende Schmerzen, die eine aufrechte Haltung und Bewegungen erschweren. Betroffene können sich oft kaum bewegen oder aufrichten, was zu einer schmerzvermeidenden Schonhaltung führt. Diese Schonhaltung kann weitere Verspannungen und Schmerzen verursachen, weshalb eine schnelle Behandlung wichtig ist.

2. Was sind die häufigsten Ursachen für einen Hexenschuss?

Die häufigsten Ursachen für einen Hexenschuss sind alltägliche Bewegungen wie Bücken, Heben schwerer Gegenstände oder plötzliches Drehen des Körpers. Auch langanhaltende Zugluft kann einen Hexenschuss auslösen. Risikofaktoren umfassen eine schwache Rücken- und Bauchmuskulatur, Bewegungsmangel, Stress und Müdigkeit. Vorangegangene Belastungen und unzureichende Regeneration der betroffenen Muskulatur erhöhen ebenfalls das Risiko.

3. Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen helfen bei einem Hexenschuss?

Bei einem akuten Hexenschuss kann die Stufenlagerung (Rückenlage mit rechtwinklig gebeugten Knien) sofortige Schmerzlinderung bieten, indem sie die Wirbelsäule entlastet. Schmerzmittel können kurzfristig helfen, die Schmerzen zu lindern und Schonhaltungen zu vermeiden. Sanfte Mobilisationsübungen und kurze Spaziergänge fördern die Durchblutung und helfen, die Muskulatur zu entspannen. Wichtig ist, längeres Liegen oder Sitzen zu vermeiden und in Bewegung zu bleiben.

4. Ist Wärme oder Kälte besser zur Behandlung eines Hexenschusses?

Bei einem Hexenschuss wird häufig Kälte empfohlen, insbesondere in den ersten 48 Stunden nach Auftreten der Symptome. Kälte kann Entzündungen reduzieren, Schwellungen verhindern und akute Schmerzen lindern. Wärme hingegen kann bei chronischen Verspannungen hilfreich sein, sollte jedoch bei akuten Entzündungen vermieden werden, da sie diese verschlimmern kann. Kälteanwendungen sollten in Intervallen von 15 bis 30 Minuten erfolgen, mit Pausen dazwischen, um Hautschäden zu vermeiden.

5. Wie kann man einem Hexenschuss langfristig vorbeugen?

Langfristige Prävention eines Hexenschusses umfasst regelmäßige körperliche Aktivität, die Stärkung der Rücken- und Bauchmuskulatur durch gezieltes Krafttraining und das Aufrechterhalten der Beweglichkeit durch Mobilitätsübungen. Ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz und im Alltag, wie die richtige Sitzhaltung und das Vermeiden von einseitigen Belastungen, sind ebenfalls wichtig. Ein gesundes Stressmanagement und ausreichende Erholungsphasen zwischen den Aktivitäten unterstützen die Rückengesundheit zusätzlich.