Wie ich mit 44 wieder laufen lernte

Wie ich mit 44 (wieder) laufen lernte.

Der Leidensweg eines Menschen, der mit Schmerzen leben muss, ist bei jedem verschieden!
Viele verschiedene Patienten finden mit den unterschiedlichsten Beschwerden den Weg in unsere Praxis für Physiotherapie, um sich Rat einzuholen. Manchmal sind wir zum Beispiel die erste Anlaufstelle für ein muskuläres Problem, oder auch die letzte Hoffnung!
Bei unserer Patientin Kirsten Kohlhaw war es leider Letzteres.
Sie war so freundlich uns diesen Leidensweg zu schildern und in einem Artikel für unseren Blog zur Verfügung zu stellen, den wir ungekürzt und unbearbeitet wiedergeben möchten.
Vielen Dank auf diesem Wege an Kirsten Kohlhaw über diese offenen Worte, die – da sind wir uns sehr sicher – vielen Menschen eine Hilfe sein wird.

Frau Massage Strand barfuss mit orangenem Kleid

Frau mit Sonnenbrille und schmerzverzerrtem Gesicht

Wie ich mit 44 (wieder) laufen lernte.

Ein Erfahrungsbericht von Kirsten Kohlhaw

Heute habe ich meine örthopädischen Einlagen verbrannt. Ein Dreivierteljahr habe ich sie getragen – obwohl sie keine Besserung gebracht haben. Ganz im Gegenteil. Warum ist sie dann trug? Weil ein Orthopäde – den ich persönlich sehr mag und für seine herausragende chirurgische Arbeit sehr schätze – sie mir verschieben hat. Und ich mich einer gewissen Schulmedizin-Hörigkeit wohl doch nicht entziehen konnte auf dem Zenith eines massiven Leidensdrucks.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht landete ich im Juli 2018 in der Orthopädie-Praxis und zeigte ihm das Elend. Ah ja. Fußprobleme? Diagnose Plantarfaszien-Entzündung + Fersensporn = festes Schuhwerk + Einlagen! 

Diese reflexhafte Verknüpfung einer vermeintlichen Problem-Lösungs-Kette hat mich viel an Lebensqualität gekostet in den letzten Monaten, mein Leiden verstärkt und verlängert. Von dem Geld, das ich für Rezept-Zuzahlungen, Schmerztabletten und andere zweifelhafte „Hilfen“, wie weitere Wunder-Einlagen, etc. ausgegeben habe, ganz zu schweigen.

Eine Leidensgeschichte von Tausenden…

Heute schweige ich nicht. Ich weiß, ich habe noch einen langen Weg zu gehen. Doch erstmals seit einer (zu) langen Zeit voller Qualen, Schmerzen und Momenten der Hoffnungslosigkeit habe ich neue Hoffnung. Dieser Tage erhasche ich einen kurzen Blick auf die Frau, die ich mal war. Und die ich so vermisst habe. Ich schildere im Folgenden ganz offen, wie das Leben in all seinen Facetten dazu führte, dass ich so lange gebraucht habe, um kompetente Unterstützung zu finden. Einen neuen, alternativen Weg zu entdecken.

Meine Fußprobleme begannen ca. ½ Jahr nach einer Bänderverletzung im linken Knie Januar 2015. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich für einen Halbmarathon trainiert und mich viel bewegt; durch die Verletzung und das fehlende Training, auch durch fehlende pysiotherapeutische Begleitung, hatten sich Muskeln im Nachhinein arg abgebaut. Ich hingegen war froh, ohne OP davon gekommen zu sein, humpelte mich zurück in den Alltag und dachte: That’s as good as it gets.

Im Februar 2017 lief ich dann wochenlang in Flipflops durch Mexiko und merkte nach meiner Rückkehr: Das war keine gute Idee. Das Fußgewölbe war sichtlich abgesackt, der Fuß knickte stärker nach innen, Knieschmerzen und Rückenschmerzen tauchten (wieder) auf. Kaum war ich im März zurück in Berlin, hatte ich – in der Rolle der Radfahrerin – einen Unfall. Eine andere Radfahrerin schnitt und touchierte mich auf einer dicht befahrenen Straße am Alexanderplatz. Ich stürzte linksseitig in den Berufsverkehr und fing den Fall mit meiner linken Körperseite ab. Glück gehabt, schnell genug weggerollt, den Autos knapp entronnen. Den Ellenbogen und Nacken-Schulterbereich hatte es am schlimmsten erwischt, wiederum folgte eine bewegungsarme Zwangspause. Ich berappelte mich leidlich. Als selbstständige Unternehmerin ließ ich mich auch von dem Druck treiben, wieder funktionieren zu müssen und kehrte deutlich früh in den Alltag zurück als gut gewesen wäre. Weiter lief das Duracell-Häschen, und konzentrierte sich auf die Genesung von Schulter, Arm und Ellenbogen (der immer noch nicht wieder 100% in Ordnung ist).

Anfang 2018 dann die nächste Stufe der Abwärtsspirale in Sachen Fuß-Baustelle: nach einem Wanderurlaub in Tasmanien konnte ich überhaupt nicht mehr laufen. Nicht auftreten oder abrollen, die linke Wade war steinhart, stechende Schmerzen in Knie und Hüfte. Ich hatte meinen Füßen zu viel zugemutet – oder einfach das Falsche. Denn natürlich hatte ich mir vor der Reise superfeste stabile Wanderstiefel besorgt, um auf dem unebenen Untergrund der Tasmanischen Berg-Wanderwege auch ja genug Halt zu haben. 

Im unmittelbaren Anschluss an den Aufenthalt war ich wegen einer anderen Geschichte in der medizinischen Reha. Die Probleme in den Füßen, speziell im linken, nahmen weiter zu – stellenweise konnte ich kaum mehr auftreten. Die Sporttherapeuten vor Ort rieten mir, Lauf-Übungen einfach wegzulassen und stattdessen Rad zu fahren oder durchs dritte Auge zu schnaufen. Ein Spitzen-Rat. Nichts gegen Radfahren und Meditieren, aber davon wurde der Fuß nicht besser.

Als ich zu Ostern 2018 aus der Reha zurückkehrte, machte sich meine Mutter auf ihre letzte Reise. Unter Qualen zog sie über drei lange Monate aus ihrem Körper aus – und verstarb Anfang Juli 2018. In dieser Zeit fand ich schlichtweg keine Zeit für einen Termin in eigener Sache. Erst nach ihrem Tod ging ich zum Orthopäden. Zu jenem Zeitpunkt hatten sich die Beschwerden bereits so manifestiert, dass ich mich kaum mehr an einen schmerzfreien Tag, an eine Zeit „davor“ erinnern konnte. Der Schmerz begann sich in mir festzufressen, er hatte bereits angefangen, mich zu verändern, drohte mich an einigen Tagen komplett zu absorbieren.

In der Schmerzfalle gefangen

Es war Hochsommer, und ich konnte nur unter Qualen einige Schritte laufen. Schwimmen ging noch. Aber ich bin weder Bademeister noch Kegelrobbe, also spielt sich ein Großteil meines Lebens (leider) an Land ab. Also auf zum Orthopäden. Schmerztabletten, Spritzen in die Hacke, Reizstrom-Therapie, Sys, Krankengymnastik, und EINLAGEN. Ich wäre zu jener Zeit bereit gewesen alles zu tun, biss wacker die Zähne zusammen und machte lammfromm mit. 

Besser wurde nichts. Ich wurde nicht hellhörig, als die Schmerzen sich mit den Einlagen verschlimmerten. Ich zog nicht die Bremse, als ich bemerkte, dass die Krankengymnastik auf Rezept keinerlei Verbesserung brachte. Ich sagte nichts, als offensichtlich wurde, dass die armen Mitarbeitenden in der Praxis offensichtlich selbst mal eine Kur hätten vertragen können, so resigniert wie sie über „das System“ schimpften durch das Drumherum der Rezept-Abwicklung so absorbiert waren, dass die Interaktion mit den ihnen anvertrauten Menschen litt. Ich litt auch. Gab einige Bestandskunden ab, die Qualität meiner Arbeit litt, mein Privatleben litt. Ich war verzweifelt. Wie sollte ich so weiterleben?

Ich offenbarte mich dem Orthopäden. Wertschätzte seine bisherigen Versuche, und bat ihn um Alternativen. Er sah auch, dass er mir nicht geholfen hatte, und gab mir den Kontakt zu Fuessio. Ich rief dort an und bekam zeitnah einen Termin. Die Praxis von Alexandros Swoch hat keine Kassenzulassung. Bis dahin hatte ich schon so viel Geld für nichts ausgegeben, was hatte ich zu verlieren. 

Eine neue Strategie, ein neuer Hoffnungsschimmer 

Wir sprachen auf Augenhöhe über Möglichkeiten und Wege, ich fühlte mich sehen und auf angenehme Weise in neue Lösungsräume geführt. Da ich beruflich auch als Coach und Prozessbegleiterin arbeite, weiß ich solch einen Ansatz sehr zu schätzen. Ich bekam effektive Behandlungen, die rasch eine Verbesserung zeigten, Kinesio-Tapes und einen PhysioBob (den orangen Ball, der wie ein Maskottchen in die Außenkommunikation eingebunden ist), mit dem ich zuhause die schmerzhaften Punkte gezielt stimulieren sollte. Auch über Barfußschuhe sprachen wir, weil diese die Haltung verbessern, die Muskulatur trainieren und auch die Lederhaut (wieder) unterm Fuß aufbauen, doch brauchte ich hierfür einen etwas längeren Anlauf. 

Nach nur fünf (!) Behandlungen in der Fuessiotherapie und sieben (!) Tagen in den neuen Barfußschuhen hat mein Gang bereits etwas von dem „alten“ Schwung zurück – also dem von vor 2015… –, die Muskelverhärtungen nehmen weiter ab, die Fußschmerzen verändern sich und sind insgesamt rückläufig. Ich ertappe mich dabei, wie ich gut gelaunt mit Kunden und Netzwerkpartnern spreche, Terminen und überhaupt – Begegnungen mit Menschen – wieder anders entgegen sehe und meine to do’s in einer Zuversicht und Entspanntheit abarbeite, die ich nicht mehr kannte. Ich bleibe dran, denn nun sehe ich wieder einen gangbaren Weg.

Diesen Erfahrungsbericht schreibe ich stehend, am meinem Stehpult. In Tasmanien sprachen mein Mann und ich darüber, „bald“ in der Sächsischen Schweiz wandern zu wollen. Ich habe den Eindruck, dass es im Sommer 2019 soweit sein wird.

(Offenlegung: Ich schreibe diesen Erfahrungsbericht aus freien Stücken und ohne dass ich dafür ein Honorar erhalten habe.)

Wenn Sie auch unter Schmerzen am Fuß leiden oder weitere Fragen zu dem Thema haben, kontaktieren Sie uns! Vereinbaren Sie einfach telefonisch, online oder persönlich einen Termin in unserer Privatpraxis für Physiotherapie in Berlin-Schmargendorf. Wir sind gerne für Sie da!

 

Fotos © privat Kirsten Kohlhaw